Nicht nur in Bezug auf interessante Alkoholika und „traumhafte“ Landschaften hat Korea etwas zu bieten, nein: auch spirituelle Erleuchtung und dem Weg ins Nirvana kann man hier näher kommen. Daher haben wir uns dieses Wochenende auf den Weg zu einem Tempel gemacht, in dem wir das Wochenende verbracht haben. Auf einer kleinen Insel vor Seoul gelegen, waren wir etwas entäuscht als wir ankamen ... kein riesiger, alter, ehrwürdiger Tempel, sonder ein neugebauter Bauerhof mit alten verrostetem Schild und einem kleinen, tempelähnlichen Gebäude in der Mitte war das. Doch bevor wir wieder weg konnten, hatte und schon ein Mönch in Gewahrsam genommen, uns ein Zimmer zugewiesen und die Kutten, die wir das ganze Wochenende tragen mussten, zurecht gelegt. Es gab also kein zurück mehr....
Und der erste Programmpunkt war direkt meine Lieblingsbeschäftigung: Kartoffeln setzen und Gartenarbeit mit den Mönchen....wo rüber sich sicherlich jedes Stadtkind freut, hätte mich Landei fast zu weinen gebracht! Nein, so schlimm war es nicht, allerdings fliehe ich mit jeder erdenklichen Ausrede aus dem heimischen Westerwald wenn es darum geht Kartoffeln zu setzen und hier bezahle ich noch Geld dafür, das ein Mönch neben mit steht und bei jeder Kartoffel den Tip gibt, dass das Auge nach oben muss...na vielen Dank!!!
Ich war jedenfalls froh, als es dann zu einem Orientierungsgang durch den Tempel losging und uns der Buddhismus etwas näher gebracht wurde. Die erste Zeremonie war sehr interessant: Ein russischer (oder finnischer – da sind wir uns nicht so ganz einig ;-) Mönch hat uns alles erklärt, wann wir uns auf den Boden schmeißen müssen und was wir wann mit machen sollen: Und dann saßen da vier Mönche (samt Obermönch) vor uns und haben auf koreanisch rituelle Gesänge von sich lassen und dabei ununterbrochen auf eine Hochkugel geklopft.; im zweiten Teil hat dann der Obermönch mit einem Metallklinggerät zur musikalischen Unterhaltung beigetragen.
Nach der stillen Essenaufnahme (es gab jeden Menge gemixtes Kraut und natürlich Kimchi und Reis) wurde wir dann in die Kunst des Meditierens eingewiesen und mussten dann 30 min still mit nicht geschlossenen Augen da sitzen (sonst könnte man ja schlafen) und unseren Atem zählen, um all unser Verlangen in der Welt zu vergessen. Jedenfalls war ich danach dann so müde, dass es kein Problem war, um zehn einzuschlafen (mit dem mp3-Plyer in den Ohren, da Peter wegen seiner Erkältung leichte Schnarchgeräusche von sich gegeben hat ;-)) ... und der Schlaf war nicht zu lang, denn um 3:00 Uhr (in der Nacht) geht im Kloster der Tag weiter ... und das ist wirklich ein Herausforderung, eine Stunde den rituellen Gesängen um 4:00 Uhr zuzuhören, ohne dass einem dabei die Augen zu fallen (gut dass es im Tempel recht frisch war ;-)).
Gut in den Tag gestartet ging es dann um 7:00 Uhr mit den verrückten Klosterhund ( der die ganze Zeit wie eine gestochene Wildasu durch die Gegedn gerast ist . Hunde sind eben nicht zum Meditieren gemacht) auf zum Spaziergang (ca 400 m, dann konnte unser Mönch nicht mehr, weil sich beim Meditieren wohl die Muskeln abbauen) und anschließend zur großen Teezeremonie mit dem Obermönch. Der saß in seinem Bungalow mit Blick über das Tal auf dem Boden und empfing uns in seiner auf arm gemachten Behausung mit Waschbetontapete. Nachdem wir alle in sehr gebrochenenem Englisch gefragt wurden, woher wir denn kommen und was wir denn eigentlich Korea wollen, ging das große Teebrauen los. Neben sich aufgebahrt hatte der lustige Mönch mit den abstehenden Ohren einem Hightechwasserkocher, der auf Knopfdruck eine entsprechende Menge eines speziell temperierten Wassers auspumpt. So wurde uns dann professionell der Tee serviert und plötzlich zog der Obermönch unter seiner Tischplatte eine Fernbedienung heraus und wir wurden (wie im Nirvana) mit geistlichen Gesängen aus Nepal und Tibet beschallt. Zu guter Letzt bekam jeder noch eine Miniausgabe eines Buches mit buddhistischen Schriften und ein Armband auf welchem mehrer Hakenkreuze einkraviert sind, das Zeichen der Sonne bei den Buddhisten. In Deutschland sollten wir dieses Armband aber dan doch eher nicht tragen.
Nach einem Kalligraphiestündchen stand auch schon wieder die nächste Zeremonie an, vor der wir sie ganze Zeit schon gewarnt wurden, weil die Mittagszeremonie 108 Kniefälle enthält.... und ich kann diese Warnung nachvollziehen, denn es waren nicht 108 Kniefälle, sondern mindestens 180 mal auf den Boden legen und (ohne die Hände zu benutzen9 wieder aufstehen. Ich habe ca. 80 mal mitgemacht, Peter etwas weniger und Maria alle (Kampfweib ;-)) und ich konnte die ganze Woche nicht laufen ,weil ich so Muskelkater hatte und auch Maria fing bei jeder Treppe an zu jammern ;-))
Nach dem Mittagessen war unser Tag im Kloster dann vorbei und ehrlich gesagt...ich war froh, dass ich heim konnte und dass ich kein Mönch bin, bei so viele Kniefällen. Trotzdem hat ein solch ruhiges Wochenende sehr gut getan bei dem Lärmpegel in Seoul!!!
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